Donnerstag, 29. Dezember 2011

Zum Jahreswechsel

Mit Riesenschritten geht es auf den Jahreswechsel zu. Viele Menschen lassen nun das vergangene Jahr Revue passieren. Woran hält man fest? Was verfolgt man weiter? Was soll anders werden?

Immer wenn ein neues Jahr beginnt, habe ich auch ein bisschen das Gefühl, als könnte ich ein neues Leben beginnen. Ich glaube, das geht vielen Menschen so, denn oft ist jetzt die Zeit der guten Vorsätze. Man lässt sich Veränderungen durch den Kopf gehen, will sein Leben verbessern.

Meistens werden diese Ideen dann schnell wieder vergessen, aus guten Vorsätzen wird häufig nichts. Sie gehen im Alltag unter … ein andermal vielleicht. Ich denke, es liegt hauptsächlich daran, dass gute Vorsätze nahezu immer negativ formuliert werden. Ich will das Rauchen aufgeben, ich muss mich mehr bewegen, ich will ab- oder zunehmen, ich will mehr Geld, mehr Glück, mehr irgendwas.

Durch gute Vorsätze verzichtet man meist auf  ein Vergnügen, ein Laster, eine Bequemlichkeit oder eine Gewohnheit. So kommt keine Freude auf, da herrscht eher der Mangel. Aus diesem Grund fällt uns die Umsetzung so schwer. Wir können uns nicht wirklich fürs Verzichten begeistern.

Dieses Jahr versuche ich stattdessen meine Wünsche zu erkennen. Was möchte ich wirklich gerne erfahren? Ich suche nach ähnlich intensiven Wünschen, wie Madame Fatou Ndoye es der jungen Yassin Diop in meinem Roman rät.

Hier ein Ausschnitt der Szene zu diesem Thema:
Die Galerie von Madame Fatou Ndoye befand sich inmitten des Geschäftsviertels auf der Avenue Albert Sarraut unweit des Place de l´Indépendence. Eine bemerkenswert lukrative Lage, überlegte Bibiana, zieht garantiert betuchte Touristen, Geschäftsleute und Kunstliebhaber an. Doch im Moment hatte sie anderes zu tun, als über die Geschäfte der Madame zu mutmaßen. In der kleinen Küche, die hinter den schön gestalteten Ausstellungsräumen anschloss, lief Yassin unermüdlich hin und her.
„Ich weiß wirklich nicht, warum ich das mache!“, stöhnte sie und rieb sich den Magen. „Es hat mir immer gereicht zu malen. Mehr wollte ich nie.“
„Kann ich dir einen Tee kochen?“
„Nein, ich kriege nichts runter“, wehrte Yassin ab. Ihr Magen hatte sich zu einem festen Klumpen zusammengezogen und ihre Hände zitterten leicht, weshalb sie sie vorsorglich ständig bewegte.
Alles war fertig! Madame Ndoye hatte mit ihrem Team eine ästhetische Glanzleistung vollbracht. Jedes Bild hing im genau richtigen Winkel und wurde im Licht der Lampen optimal angestrahlt. In der Luft lag ein Hauch der parfümierten Räucherhölzer.
Später konnte bei Bedarf die Klimaanlage zu einem angenehmen Verweilen der Gäste beitragen. Bei dezenter Hintergrundmusik von Kora und Balafon würden den Besuchern zwanzig günstig platzierte Bilder präsentiert. Eine breite Bogentür verband die hellen Ausstellungsräume miteinander. Die größeren Bilder waren im zweiten Saal, die kleineren in der Eingangshalle positioniert.
„Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat, meine Bilder auszustellen“, entfuhr es Yassin.
„Das habe ich gehört!“ Madame Ndoye segelte in die Küche. Ihre gewaltige Gestalt war in einen voluminösen, rot grünen, grand Boubou gehüllt, welcher von einem gleichfarbigen Turban gekrönt wurde. Über ihre rechte Schulter hatte sie ein imposantes grün weißes Schultertuch gelegt. „Deine Bilder hängen hier, weil ich dich dazu gedrängt habe“, begütigend tätschelte sie Yassins blasse Wange.
Sie kannte Yassin seit ihrer Geburt und hatte als Freundin der Familie ihr Heranwachsen beobachten, ihre Gesellschaft schätzen gelernt und ihren Werdegang verfolgen können. Sie liebte Yassin wie ihre eignen fünf Kinder. Mit ihrem sanften Wesen verbreitete Yassin Freude und Leichtigkeit. Aber es fehlte ihr entschieden an Ehrgeiz, befand Madame Ndoye. Anklagend richtete sie ihren manikürten Zeigefinger auf Yassin. „Du hast deine erste Vernissage, weil du nicht die winzigere Idee, nicht die geringere Vorstellung von dir gewählt hast.“
„Habe ich das?“, hauchte Yassin.
„Dein Leben geht aus deinen Absichten hervor. Vergiss das nie, mein Kindchen. Du musst dir etwas wünschen im Leben, etwas aus ganzem Herzen wollen. Und jetzt setz dich hin, dein Herumgehen schadet meinen Nerven.“

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein gutes Neues Jahr und viele Wünsche, die euch echt begeistern!!!


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